Eine Frage, die mich vor gut einem Jahr während der Yoga-Ausbildung immer wieder beschäftigt hat, ist jene, ob meine Liebe zum Laufen inklusive der Wettkämpfe mit jener Liebe zum Yoga und der damit verbunden Lebensweise vereinbar ist. In meinem Inneren bin ich nun überzeugt, dass die beiden Welten vereinbar sind, sich sogar bereichern können.
Im Laufen und insbesondere bei Wettkämpfen geht es in gewisser Weise schon um ein sich Messen, ein Vergleichen, also um Leistung, was im Yoga versucht wird, zu vermeiden. Dies ist, so glaube ich, mein grösster innerer Konflikt. Doch ich finde auch Wettkämpfe können in einer Art yogischem Spirit absolviert werden. Ich freue mich heute beispielsweise über die Resultate meiner «Laufgruppenkolleg:innen». Ich verspüre keinen Neid, wenn jemand schneller gerannt ist als ich.
Ich bin heute, da ich mein Geld nicht mit dem Laufen verdiene 😊, soweit, dass ich mich nicht mehr unter Druck setze. Ich versuche jedes Laufevent zu geniessen, dankbar zu sein, dass ich die Möglichkeit habe zu starten, weil ich gesund und fit bin und dankbar zu sein, dass es Menschen gibt, die solche Laufveranstaltungen organisieren. Ich gebe in diesem Sinne mein Bestes und versuche bei einem Lauf meine Grenzen auszuloten. Gelingt dies wegen einer vielleicht suboptimalen Tagesverfassung nicht, versuche ich, milde mit mir zu sein und mich nicht für eine langsamere als vorgenommene Laufzeit zu rügen. Es ist wie es ist. Ich achte auf meine Körpersignale und respektiere diese.
Yoga wie Laufen von Trails oder längeren Strassendistanzen brauchen beide regelmässiges Training / regelmässige Praxis sowie Disziplin und dementsprechend Zeit. Ich bin mir sicher, dass sich beides auch gegenseitig bereichert oder ganz allgemein mein Leben bereichert.
Die Asanapraxis verleiht meinem Körper Elastizität, stärkt die Muskeln, Sehnen und Bänder, schenkt ihm Geschmeidigkeit und die Meditationspraxis verhilft meinem Geist, sich zu fokussieren, ruhig zu werden und Klarheit zu schaffen. All dies ist im Laufsport für die mentale wie physische Gesundheit wichtig.
Das Laufen findet draussen statt, insbesondere das Trailrunning schenkt eine starke Verbindung zur Natur. Ich bin dem Wetter ausgesetzt, spüre Sonnenstrahlen, Wind, vielleicht auch mal Regentropfen. Ich höre Tiergeräusche oder begegne Tieren.
Wenn ich einen Naturweg hinunter renne, hat es etwas Verspieltes an sich. Die optimale Spur zu finden und dabei nicht zu stürzen, erfordern zudem meine Konzentration. Das Laufen, insbesondere von längeren Distanzen, verleiht mir eine gewisse Ausdauer und Fitness, was wiederum für die Yogapraxis dienlich sein kann.
Darüber hinaus kann ich meiner Meditationspraxis ab und an auch laufend folgen, indem ich mich für einen gewissen Zeitraum auf meine Schritte, meinen Atem oder meine Arme konzentriere.
Ich folge meiner Freude, wenn ich in meinem Alltag sowohl die Yoga- wie auch die Laufpraxis verbinden kann, und dies ist, glaube ich, mitunter etwas vom Wichtigsten.
Meine innere Zufriedenheit spiegelt sich, so hoffe ich zumindest 😊, auch im Aussen und somit in den Beziehungen zu meinen Mitmenschen wider.
Ich lebe meine Vielfältigkeit und bin dankbar dafür. Vielleicht gebe ich diese auch einmal an Mitmenschen weiter, wenn ich genügend Mut gefasst habe, wer weiss? 😊.
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