Wenn Kopf, Herz und Beine ein Team sind
Am 1. Juni 2025 um 05:10 Uhr starteten wir unsere Reise nach Lutry zum XTratrail Lavaux 20 km. Die Wettervorhersage versprach Sonne und Wärme, also hatte ich mich bereits mit Sonnencreme eingerieben und meine Ausrüstung – Hut und Brille – griffbereit verstaut.
Die Fahrt verlief um diese Uhrzeit reibungslos. Schon bald tauchten die ersten Rebberge und der Lac Léman vor uns auf – ein beeindruckendes Panorama.
In Lutry fanden wir einen der letzten freien Parkplätze im Parkhaus nahe dem Startgelände. In aller Ruhe zogen wir unsere Laufgruppe-Cham-Shirts an, füllten unsere Hüftgurte mit Gels und zwei Flasks mit Powercarb-Getränk. Ein schnelles Foto noch – dann war es soweit!
Nach einer kurzen Einlaufrunde begaben wir uns in Startblock 2. Um 08:35 Uhr hieß es: GO! Ich startete zügig, aber mit Bedacht, um in einen guten Rhythmus zu kommen. Nach wenigen Kurven durch das Dorf ging es direkt in den ersten Anstieg. Sofort merkte ich: Meine Beine fühlen sich heute richtig gut an!
Schon bald tauchte ich ein in die malerische Landschaft, und mit jedem Höhenmeter eröffnete sich ein immer spektakulärerer Blick auf den Lac Léman. Fantastisch! Es folgten einige abwechslungsreiche Kilometer, bei denen sich Anstiege, Abstiege und ebene Passagen abwechselten. Das Feld zog sich immer mehr auseinander.
Nach 5 Kilometern erreichte ich die erste Verpflegungsstation – aber ich war bestens mit Gels und Flüssigkeit versorgt, also lief ich direkt weiter. Nun stand der längste und härteste Anstieg bevor. Mein Atem wurde tiefer, die Muskeln brannten, doch ich dachte an die 9-Minuten-Bergintervalle, die ich kürzlich im Training erfolgreich absolviert hatte. Schritt für Schritt drückte ich kräftig ab – und konnte einige Läufer:innen überholen, was mir zusätzliche Motivation gab.
Währenddessen wiederholte ich in Gedanken die drei Wörter, die Lovis, mein Lebenspartner, in unserem letzten Trailwettkampf als Energie-Boost verwendet hatte: «locker, flockig, energized».
Bei Kilometer 8,5 jubelten Zuschauer am Streckenrand und riefen uns zu: „Ihr habt gleich den höchsten Punkt erreicht – und die nächste Verpflegungsstation!“ Ein kleiner Triumph! Ich füllte meine Flask, nahm einen großen Schluck, füllte sie erneut und lief weiter.
Was nun folgte, war ein traumhafter Downhill-Abschnitt durch den Wald. Ich ließ meine Beine frei laufen und hatte fast das Gefühl zu fliegen! Der Untergrund war mit Wurzeln gespickt, aber nicht allzu technisch – genau richtig für einen flüssigen Lauf. Mein Herz jubelte!
Als sich der Wald lichtete, ging es wellig weiter durch die Rebberge. Manchmal führte die Strecke über schmale Mäuerchen zwischen den Reben, was volle Konzentration erforderte – ein Sturz wollte ich unbedingt vermeiden!
Kurz vor dem Ziel warteten noch einige knackige Rampen. Die Sonne brannte auf meine Haut, doch ich fühlte mich weiterhin stark und überwand sie mit kraftvollen Schritten.
Die letzte Verpflegungsstation bei Kilometer 15 bot die Gelegenheit für ein letztes Gel und frisches Wasser. Dann war es soweit: Lutry kam wieder in Sicht.
In der Ferne erkannte ich eine Läuferin vor mir. Würde ich sie auf der Flamme rouge, dem letzten Kilometer entlang des Sees, noch überholen können? Ich schwang meine Arme kraftvoll vor und zurück, spürte den Endspurt. 300 Meter vor dem Ziel war es geschafft – ich zog vorbei!
Eine letzte Kurve, dann lag sie vor mir: die geliebte Ziellinie. Überglücklich passierte ich sie – was für ein Rennen!
Lovis war bereits seit einigen Minuten im Ziel und hatte ebenfalls ein fantastisches Rennen absolviert. Gemeinsam strahlten wir auf unserem Zielfoto um die Wette.
Dann kam die Überraschung: Ich war die drittschnellste Frau in meiner Alterskategorie – und die 10. schnellste Frau insgesamt von 157 Teilnehmerinnen! Wow, damit hätte ich nicht gerechnet! Ungläubig schaute ich mehrmals auf den Monitor, um sicherzugehen, dass es wirklich stimmte.
Nach einer erfrischenden Dusche und einem stärkenden Mittagessen folgte die Siegerehrung. Ich war nervös – ein Podestplatz ist nicht alltäglich!
Meine Erkenntnisse:
- Mein Hüftgurt mit einer 5-dl-Flask, drei Gels à 40 g Kohlenhydrate und einer 3,5-dl-Flask mit Handschlaufe hat sich perfekt bewährt – so konnte ich wertvolle Zeit an den Verpflegungsposten sparen. Der Gurt saß gut und störte nicht.
- Ein kurzes Einlaufen vor dem Start zahlt sich aus. Beim letzten Rennen hatte ich darauf verzichtet und fühlte mich am ersten Anstieg nicht bereit – diesmal war es anders.
- Powersätze helfen enorm, wenn es richtig hart wird.